* 29. Dezember 2000 in USA/CA bei Sabine Duran
+ 23. Dezember 2016 in Eglharting am Wald

Mein Herz geht auf, ist dran.

Was kann ein Mensch sich mehr wünschen, als zu wissen, den "One-and-only-dog" zu besitzen. Ein Hund ist nicht wie der andere, doch Seven ist ganz anders. Ich bin mir nicht mal sicher, ob wer wirklich "nur" ein Hund ist.

Das XXL Modell BC war ja mal gar nicht geplant. Duke war gerade erst ein Jahr alt, als mir bei einer deutschen Freundin dieses Knäuel begegnete. Er war drei Wochen alt und bereits vergeben. Völlig haltlos konnte ich mich in diesen Pups verlieben, der gar nicht die Eigenschaften eines sportlichen Hundes mit sich brachte. Beim Puppy-Test ist er in der Rubrik "Problemlösung" und "Temperament" durchgefallen. Dafür war das Gen "Mama hilf mir" sehr gut ausgeprägt. Sevens neue Besitzerin war allerdings nicht der mütterliche Typ, er hatte Angst vor ihr. Mit sieben Wochen war klar, die beiden konnte nicht miteinander. Seven war praktisch gesehen ein Waise, heimatlos noch dazu. Harald musste das einsehen und so zog im Februar 2001 der Flüchtling bei uns ein. Das erste Zusammentreffen mit Duke fand auf einer Hundewiese am Rand von LA statt, ich war total aufgeregt. Ein netter Mann kam auf der Wiese auf mich zu und fragte ganz verzückt, ob das ein Pitbullwelpe sei. Blankes Entsetzen wurde bei mir ausgelöst, das war unser erstes Erlebnis mit dem Sondermodell.

 

Seven ist mein erster und bisher einziger Hund, den ich nur über den Clicker ausgebildet habe. Dieser konzentriert arbeitende Hund, der fern von jeder Hektik dachte, hat sich hierfür bestens angeboten. Ein Allrounder von Anfang an. Sogar den Slalom hat er nur über den Clicker binnen weniger Tage verstanden. Mein Versuch mit Cola, das zu wiederholen, schlug vollends fehl. Bereits als kleiner Welpe hat Seven seine Hinterfüße beim Gehen immer ein wenig eingedreht. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sein Gestell tatsächlich den Ansprüchen von Agility gerecht wird. Darum haben wir in USA mit Obedience angefangen. Mein Superhund hat sich auch in dem Fach bestens geschlagen. Einmal wöchentlich war Training im Woodley Park angesagt, das sich über den Vormittag hinzog.

Erst später zeigte sich, warum der Lulatsch im Wachstum einen Eiertanz vollzog. Meine Tochter Sina wünschte sich ein Pony, Seven konnte sich wohl nicht entscheiden, ob er nun Pony oder Hund werden wollte. Nach reiflicher Überlegung hörte er mit 63 cm endlich auf zu wachsen und konnte gut koordiniert über seine vier Beine stolpern. Gelegentlich auch mal über andere.

Seven war schon immer praktisch veranlagt. Das Mammut passt in die kleinste Lücke, vorzugsweise lag er als Junghund unter den Betten. Noch heute versucht er sich in dieser Disziplin, verursacht dann aber regelmäßig ein Bettenerdbeben, wenn er es eilig hat beim Aufstehen. Leider weiß dieser Hund nicht, wie groß er ist. Daraus resultiert der unerhörte Wunsch, auf dem Schoß zu sitzen. Außerdem hat Seven Angst vor großen Hunden.

 

Als wir bereits auf Turnieren Agility und Obedience bestritten, begann für Seven die aufregende Zeit eines Frisbee-Dogs. In USA konnten wir perfekt am Strand trainieren, in Deutschland haben wir für ein Turnier am Gardasee geübt. Auf hartem Boden zeigten wir nur unser Geschick bei Vorführungen. Dieses Großtier hat sich immer einen Spaß daraus gemacht, seinen Körper so einzusetzen, dass es für ihn ein Spaß war. Beim Springen durch die Arme hat er bis heute so einen schelmischen Blick vor dem Absprung. Dabei stößt sich das Untier mit seinen Vorderbeinen an meinen Unterarmen ab, um mir dann in die Nase zu beißen. Ich verzichte meist sehr gerne auf diese Übung.

Im Agility ist Seven mit großem Eifer dabei. Natürlich ist ihm da keine Hürde zu hoch, allerdings muss er an den Kontaktzonen im Training vorne und hinten stehen bleiben. Beim Turnier muss ein kurzes Blocken reichen. Die sausenden BCs sind Seven in der Geschwindigkeit überlegen, doch dafür ist Seven sehr sicher im Streckenverlauf. Seine konstante Leistung hat uns bereits zweimal den Titel Bayerischer Meister eingebracht. Auf diversen dhv und VDH Meisterschaften schaffte es Seven mit einem V5 auf einen Platz unter den ersten zehn. Er ist einfach riesig, mein kleiner Schisser.

Seven ist im Dezember 2009 neun Jahre alt geworden, auch für ihn endet damit die aktive Zeit. Wie Duke hat er 2009 nur noch wenig trainiert und darf sich nun ganz dem Lotterleben eines kleinen Hundetrottels widmen. Und das in vollen Zügen.

 

23. Dezember 2016

 

Mein alter Mann ist nun wirklich alt, noch sechs Tage, dann würde er seinen 16. Geburtstag feiern. Doch diese sechs Tage waren uns nicht mehr vergönnt.

Uns verband etwas, das niemals vergehen wird. Das war nicht nur ein Band, sondern ein emotionaler Strick. Solche, die geformt vom Leben nicht immer ganz frisch aussehen. Aber bis zum Schluss halten. Sevens Augen waren ein Spiegel seiner Seele, seiner immerwährenden Jugend. Bis zu diesem, jenen verhängnisvollen Tag.

Seit dem Sommer hat der Körper signalisiert, dass er abbaut. Dass unser Band ein Verfallsdatum hat. Das war nicht zu übersehen. Schubweise hat Seven uns darauf vorbereitet, dass er nicht mehr kann. Als er aufhörte zu fressen, waren die Alarmlichter auf Rot gestellt. Feuerrot wurde es, als er nicht mehr aufstand.

Und noch jetzt sehe ich Sevens Augen. Er musste sie so eigenartig rollen, um mich anzusehen. Es lag ein Flehen in seinem Blick. Nie wollte ich diesen Schritt gehen, doch seine Augen waren es, die mir gesagt haben, dass er bereit ist. Wir haben noch versucht, Seven einige Tag zum Aufstehen zu bewegen, zum Fressen zu bekommen. Seven hat es versucht. So wie er immer versucht hat, das zu tun, was man von ihm gerne sehen würde, worüber wir uns freuen würden. Aber seine Augen haben nicht gelogen, seine Augen haben verraten, dass er sich nicht mehr freut.

Lebe wohl, wo immer du auch bist, mein großer Freund.

Du fehlst.