Leben ist Erleben. Hier finden Geschichten um mein Leben ihren Ort, um gelesen zu werden. Alles, was zu lang ist für die News und sonst nirgends reinpasst, wird hier verweilen und Freude verbreiten, zum Nachdenken anregen oder einfach nur da sein.

 

15. Mai 2012

Yes, we can !

Finale WM Qualis in Dortmund im Zuge der Rassehundeausstellung, und ich musste hin. Nichts daran fand ich kuschlig, erstrebenswert oder lustig. Freunde hatten keine Zeit oder Lust mich zu begleiten, mein Mann bekam nur am Freitag Urlaub, alles wäre eine Hetze gewesen. Doch dann bekam ich Familienanschluss bei Martin Wenger mitsamt Frau und Kindern. Also fuhr ich am Donnerstag nach Augsburg, bekam noch eine anregende Brotzeit und los ging es nach Dortmund. Am Abend nach einer lustigen Fahrt wurde ich an meinem Hotel abgesetzt. Es war schon dunkel, als Cola und ich versuchten, die Dortmunder Westfalenhallen zu finden. Mit IPhone und einer Übersicht der Hallen machten wir uns auf den Weg und gingen verloren. Dortmund, die Stadt ohne Beleuchtung. Straßennamen war nicht zu erkennen, eine beleuchtete Messeumgebung, Fehlanzeige. Nach einigen Irrgängen im Dunkeln fanden wir endlich die Haupthalle, die nur durch einen zarten roten Streifen beleuchtet war. Treffpunkt am Freitagmorgen sollte das Rolltor der Halle 4 sein, nur dass Halle 4 offenbar die einzige Halle war, die nicht beschriftet war. Eigentlich kam ich mir vor wie auf dem Weg zu Hogwarts und auf der Suche nach dem Gleis neun dreiviertel. Ein Pförtner half mir, das Tor auszumachen. Danach zog ich weiter von Parkplatz zu Parkplatz, um lustige Agilitysportler zu finden, die noch draußen ein wenig rumsaßen. Einzig fand ich riesengroße Wohnmobile, sogar ein Truck mit ausziehbaren Seitenteilen war dabei. Das Züchten und Ausstellen scheint ein attraktives Gewerbe darzustellen. Nach einer ewigen Wanderschaft fand ich sogar mein Hotel wieder und verbrachte den Abend allein mit dem Inhalt der Minibar, einem Pils.

 Freitag, 11. Mai 2012

 Um halb sechs klingelte der Wecker, ich machte mich bald darauf auf den Weg zum Seiteneingang Nähe Rolltor der Halle 4. Cola durfte ein wenig spazieren gehen, für einen längeren Ausflug in den Westfalenpark fand sich erst am Nachmittag Zeit. Kaum angekommen, ging die Verwirrung schon los. Einlass 7 Uhr, nicht vorher, nicht nachher. Um kurz nach 7 fand sich eine nette Dame auf der anderen Seite der Glastüre, die aber keinen Schlüssel hatte. Als der endlich da war, mussten alle Hunde auf Impfung und Chip kontrolliert werden. Die Zeit lief, die Smallhunde fingen an, ich war ganz hinten in der Schlange. Cola wanderte mit dem Gepäck in eine der bereitgestellten Gitterboxen, ich raste zur Meldung. Der Parcours wurde gerade aufgebaut, schon musste ich Cola wieder aus der Box holen. Diese stehen nur den Rettungshunden zur Verfügung. Hund und Gepäck raus, Schuhe an, Parcours von außen ansehen. Sodann entschied Christa Bremer, dass die Boxen auch den Agilityhunden zur Verfügung stehen, sollten nachher noch Boxen fehlen, werden weitere aufgebaut. Also Cola wieder rein in eine Box mitsamt dem Gebäck, Parcours nicht vergessen. Gerade fertig gings schon rein in die Begehung. Mein Stresslevel war hoch, meine Nerven angespannt. Der Parcours nicht sehr schwer. Publikum war noch keines vorhanden, schnell ging es los. Cola sprang über die erste Hürde, ein Franzose sollte sie im Bogen auf die nächste Hürde und dann auf die Wippe führen. Nach dem Sprung schlidderte sie zur Seite, landete unsanft auf der Nase und ruschte unbemerkt von mir auf dem Teppich dahin. Danach versuchte das kleine Ding irgendwie mit dem Teppich zurechtzukommen, fand aber keinen rechten Weg. Sie gab sich Mühe, mit ausgefahrenen Krallen in den Teppich zu greifen, konnte aber keine Geschwindigkeit aufbauen. Wir blieben fehlerfrei, aber auf Platz 5. Mittags war dann schon mehr los in der Halle, die Umgebung änderte sich in eine wilde Gesellschaft von Schaulustigen. Cola rannte los und gab Gas ohne Ende. Sie rannte und rannte, konnte aber nicht mehr bremsen. Versuche, die Wundertüte eng um die Hürden zu bekommen, schlugen total fehl. Die Bögen wurden größer und größer, sie rannte und rannte. Irgendwann kassierten wir aus diesem verzweifelten Lauf das Dis. Freilich war mir alles zu viel, sportliche Leistungen zu erbringen, während der Hund ständig mit dem Teppich zu kämpfen hat, das ist nicht fair. Wie soll sich die Elite präsentieren, wenn uns dabei der Teppich völlig aus dem Rahmen schmeißt und es unmöglich macht, das zu zeigen, was wir können. Die ersten Leistungen waren erbracht, die Enttäuschung saß tief. Mit meiner Familie, Martin, Sabine, Fabi und Remo, verabredete ich mich zum Essen, dabei sein sollten Ninky, Silke, die Zwillinge Tina und Franzi mit den Eltern. Lustig, wir fuhren zu dem empfohlenen Restaurant, das aber nur ein Schnellimbiss war. Google empfahl uns einen Italiener, der nicht weit weg lag. Leider war der voll, aber die Italiener sind ja sehr hilfsbereit und räumten schnell das Kaminzimmer aus, damit wir zu elft dort Platz hatten. Das Essen war grandios, der Abend sehr lustig. Hier fand ich wieder, warum ich eigentlich auf solche Events gehe, wegen dem Zusammenhalt und der Möglichkeit, Menschen näher zu kommen, die man sonst eher selten oder nur kurz sieht.

Samstag, 12. Mai 2012

Morgens um halb sechs war auch diesmal die Nacht zu Ende. Um 7 Uhr stand ich vor der Halle, diesmal wurden die Katzenaussteller vorgezogen, wir mussten woanders rein gehen. Ich war schon viel entspannter. Erneut durfte erst die Spielzeugklasse zeigen, was auf dem blauen Teppich möglich ist. Der Parcours stand schnell, war nett, aber nicht allzu schwer. Cola lief toll, eng, gab ausreichend Gas, ich kam schneller vorwärts und war immer an der richtigen Stelle. Ohne zu wissen wie, stand ich auf dem Treppchen und hatte einen ersten Platz ergattert. Was ist der Hund doch toll! Mittags wurde der Jumping aufgebaut, ich versuchte mich zusammenzureißen, dachte aber insgeheim schon an die Kombiwertung und entdeckte einen Kampfgeist in mir, den ich nicht so sehr kenne. Ich wollte nicht nur gut sein, sondern besonders gut. Um mich rum klopften Sportskollegen auf meine Schultern, wünschten mir Glück und hofften, mich auf der WM anfeuern zu dürfen. Ich rannte, Cola rannte, wir rannten dann mal etwas zu viel. Cola schoss aus dem Tunnel, rein in den Slalom und vor lauter Energie und rutschendem Teppich schlidderte sie und verpasste ein Tor, wir mussten neu ansetzen. Sonst perfekt, aber der Fehler und die Zeit schubsten uns nicht so weit nach vorne. Dieser kleine Hund ist einfach nur unglaublich.

Der Abend wurde in der bewährten Runde verbracht, diesmal im Steakhouse. Unter allen war die Stimmung total ausgelassen und fröhlich. Für jeden von uns war noch ein Stückchen Hoffnung, auf der WM vertreten zu sein. Hinky hatte die besten Karten, ganz klar, aber der ist mit seinem Hund ja schon ein alter Hase. Martin mit der ganz jungen In war auch noch im Rennen, aber es durfte nicht mehr so viel schief gehen. In zauberte zusammen mit Martin sensationelle Leistungen auf den Teppich, zeigte, dass sie zu den ausgewählten der Gruppe Large gehört, die ganz oben mitspielen können. Tina mit Fly hatten bereits bewiesen, was für ein tolles Team sie darstellen. Aber der kleine Fly kommt nicht so gut mit dem Teppich zurecht, rutscht sehr und kommt nicht in Fahrt. Wir alle haben uns vorgenommen, den letzten Tag noch mal zu kämpfen und das Letzte zu geben.

Sonntag, 13. Mai 2012

Der letzte Tag brach an. Für viele noch eine Chance, aufzumischen. Diesmal durften die Large-Hunde beginnen, die Spielzeugklasse konnte noch zusehen. Doch dann stand auch unser Parcours, einige Schwierigkeiten, aber nichts, was nicht zu schaffen wäre. Ich suchte einen Weg, der mir sicher und schnell erschien. Viele Wechsel hatte ich eingeplant, ich wollte die auch schaffen. Kein Improvisieren, das war meine Devise. Wir rannte, ich führte, ich packte alle Wechsel ein, Hinky war schneller, ich wurde Zweite. Was für eine Vorlage, was für ein Erfolg. Mit Bangen warteten gerade Hinky und ich auf den letzten Parcours, wir beide wollten dem anderen den Erfolg wünschen. Wir liefen direkt hintereinander, Hiky zuerst. Es ging sozusagen um die Fahrkarte zur WM. Ich lief, wechselte wieder sehr oft, zog alles durch, schickte Cola in den Tunnel, rannte nach vorne und baute noch einen Wechsel zwischen den Hürden ein, blickte zurück, Cola rannte perfekt an meiner Seite, ich drehte mich und sah den Ausleger, der zum Stolpern nahe vor mir auftauchte. Jesses, ich hüpfte zur Seite, hatte ich den Ausleger berührt? Ich weiß es nicht, er fiel nicht um, aber ich stolperte hinter dem Ausleger und lag auf meinen Knien. Cola rannte an mir vorbei, ich schickte sie hinter dem Ausleger liegend noch über die Hürde, rappelte mich auf, zog Cola an mir vorbei und lief den Parcours fertig. Fehlerfrei, doch Zeit hatte ich verloren, allerdings konnte es nicht viel sein. Hinky lief nach mir, blieb fehlerfrei und hatte auch eine prächtige Zeit erlangt. Wer nun mit zur WM durfte, war offen. Die Plätze drei, vier und fünf lagen eng beieinander, das Ergebnis aus meinem gestürzten Lauf war unsicher. Wir warteten auf das Ausrufen der Teilnehmer zur WM, es fing bei Platz 4 an. Als Ilona Rinke benannt wurde, war klar, dass ich es nicht geschafft hatte. Am Ende hatte ich durch den Jumping und den Sturz drei bis vier Sekunden verloren, das reichte nicht für ausreichend Punkte. Trotz meiner Vorgabe, dass ich nicht auf die WM wollte, war ich für diesen kurzen Moment enttäuscht. Am Ende hatte mich dann doch das Fieber gepackt, ich wollte dabei sein, ich wollte mich und meinen Hund präsentieren. Leider hat es dann doch nicht gereicht. Auch nicht für Martin. Seine In hatte am letzten Lauf gezeigt, dass sie zur Spitzenklasse in diesem Sport zählt. Die beiden legten einen Lauf hin, der fast perfekt war. Fast, weil eine Stange fiel. Was wäre wenn, man sollte es nicht tun, macht es aber doch. Wäre die Stange nicht gefallen, dann hätte es gereicht für die Teilnahme an der WM. Das war bitter, sehr bitter.

Mit ganz vielen Emotionen beladen packten wir das Auto von Martin und Sabine, schlurften tief schnaufend in das Fahrzeug und begaben uns auf die lange Reise nach Hause. Anfangs war das Gesprächsthema nicht davon wegzubekommen, dass zwei Bayern so haarscharft an der Teilnahme an der WM vorbeigeschliddert sind. Doch dann überwanden wir die nachdenkliche Phase und fingen an, uns und den Kindern Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen. Ich glaube, wir haben einige Stunden nur gelacht und gegluckst, es war eine tolle Fahrt. Ich hatte ständig Menschen und Freunde um mich. Nach den Läufen bin ich zu „meiner Familie“ gegangen und ließ mich beglückwünschen, wenn es klappte. Mit Hinky und Silke habe ich Freunde gewonnen, die meine Konkurrenten sein sollten. Doch das sind sie nicht, sie sind Freunde, die sich mitfreuen, mitfiebern und enttäuscht sind, wenn etwas nicht klappt. Die roten Zwillinge haben mir gezeigt, wie nah Terrier und Sheltie beieinander liegen können, auch wenn sie so unterschiedlich sind und einen Sicherheitsabstand brauchen. Das ist für mich die Essenz des Agility, nicht die Teilnahme an der WM.

Vielen Dank Martin, Sabine, Fabi und Remo!

Vielen Dank Silke, Hinky, Franzi und Tina!

21./22. April 2012

3./4. WM-Quali-Läufe an der Ostsee

Über 800 km trennten den Austragungsort der letzten Vorqualis von meinem Heim. Im Gepäck steckte der 10. Platz aus den ersten beiden Qualitagen, die elf Besten sollten ins Finale nach Dortmund Mitte Mai gehen. Im Rahmen einer Ausstellung werden dort die Finalläufe auf dem Ehrenring ausgetragen.

So machten Faiby und Silvia, Lilly und Claude sowie Cola und ich uns auf den Weg an die Ostsee. Auf Höhe von Berlin wurde getankt, danach fiel mir auf, dass hinten vermehrt blau-weißer Rauch aufstieg und die Kamera ganz trübe war. Vor lauter Schauen sind wir dann in die falsche Richtung gefahren. Die nächste Ausfahrt brachte uns zu einer kleinen Parklücke, auf der ich fachmännisch ahnungslos den Zustand meines Autos beurteilen wollte. Drei Frauen stellten nun fest, dass überall Diesel an der Karosserie perlte und tropfte, nicht gut. Der Motor war noch an, der letzte Blick unter das Fahrzeug offenbarte eine Pfütze (nicht Faiby) und munter aus dem Motorraum tropfendes Diesel. Panik, Motor aus, ADAC angerufen, die zusicherten, umgehend bis sofort aufzutauchen. Wir rechneten mit Stunden.

Silvia und Claude schnappten ihre Hunde und verschwanden im Wald. Ich steckte Kopf und Oberkörper ins den Rücksitzbereich auf der Suche nach einer Leine, Cola musste ja auch mal raus. Ergo ... streckte ich nur mein Hinterteil in diese wenig befahrene Straße.

Plötzlich rief jemand "kann ich helfen", ich kramte mich wieder aus dem Fahrzeug und blickte einem Menschen in einem Transporter an, der mich hilfsbereit ansah. Öh, ich hörte mich sagen, dass ich alle Hilfe brauchen kann und bereits den ADAC gerufen hatte. Ich meine, ich musste dem armen Kerl doch eine Chance auf einen Rückzug geben. Der hatte mich nur von hinten gesehen, wer weiß, was der sich vorgestellt hatte, und dann mich sehen musste.

Jedenfalls blickte der Herr fachmännischer als ich in den Motor, unter den Motor, ich ließ den Motor an, der Berliner erkannte sofort, dass das der Dieselfilter ist. Rüttelte ein wenig, meinte dann, jetzt müsste es gehen bis zur nächsten Werkstatt. Nun, wenn man aus München ist, weiß man nicht, wo in Berlin die nächste Werkstatt ist.

Also half er noch mal, sah, dass der Dieselfilter recht neu war, klar, der Wagen war ja erst in der Inspektion. Vielleicht, meinte er, wurden die Verbindungen dabei nicht richtig geschlossen. Kurzerhand wurde der Dieselfilter also ausgebaut. Ein Blick auf die Anschlüsse verriet das Problem, ein Dichtring lag nicht plan auf, dort spritzte der Diesel raus. Schwupps, waren die aufgesteckten und verschraubten Schläuche weggebaut, der Dichtring wurde exakt eingelegt und alles wieder fest verschraubt. Er tauschte mir noch eine Schraube aus, die zu kurz war, nach insgesamt 20 Minuten war mein Doblo wieder startklar, dem ADAC haben wir dankend abgesagt.

Kinners, solche Geschichten hört man doch nur von anderen, wer hat schon mal selber so ein Glück? Ich nicht, ich frage mich immer nur, wenn ich solche Storys höre, warum ich nicht so ein Glück habe! Jetzt muss ich mich nicht mehr fragen!

He made our Weekend!

Wir kamen dann etwa 100 km weiter, da krachte es ganz fürchterlich, so als wäre ein Vogel gegen die Scheibe geknallt. Sofort wusste ich um das Problem, denn ich erlebe das nicht zum ersten Mal. Der Scheibenwischer war kaputt, hing lustig außerhalb der Windschutzscheibe und wackelte vor sich hin, während ich nichts mehr sehen konnte. Freilich regnete es in Strömen, was sonst. Wieder ein Stopp, unsere fachmännischen Fähigkeiten auf dem Gebiet konnten leider das Problem nicht mal ansatzweise lösen. Jetzt hatte ich den Wischer auch noch quer über meiner Scheibe, bewegungslos natürlich.

Claude und ihr IPhone musste dann eine Werkstatt finden, die nahe dem Austragungsort ist und uns Freitagnachmittag noch helfen konnte. So lernten wir das Gewerbegebiet in Wismar kennen und wie man fahren kann, wenn nur der rechte Scheibenwischer bei Regen funktioniert. Statt an der Ostsee zu wandern, spazierten wir mit den Hunden durch die verdreckte Werkstatt-Mile von Wismar. Idyllisch. Nach einer halben Stunde war das Gestänge des Scheibenwischers geschweißt und wir durften endlich an die Ostsee fahren. Stau hatten wir auf dem gesamten Weg keinen.

So gings dann mal flockig und erfolglos durch den dritten Tag der WM-Qualifikationsläufe. Im Jumping habe ich zu viel "SchiSchi" gemacht, wie Uli pflegt zu sagen, prompt war das Cola-Tier so verwirrt, dass es falsch gesprungen ist. Im A-Lauf waren wir besonders erfolglos. Ich hab das kleine Ding an der Mauer vorbeigezogen, und dann auch noch in den Tunnel geschickt, statt die Mauer vorzuziehen. Depp. Danach wars dann nur noch schlimm. Cola hat gekläfft, ich lief dort hin, Cola woanders hin, am Ende wäre ich fast draufgetreten und fand es schonender, den Lauf abzubrechen.

Am nächsten Tag besuchten mich zwei Sternstunden, sie kamen vom Himmel geflogen, ich schwöre, es muss so gewesen sein. Im A-Lauf war kein SchiSchi zu finden, ich haben einfach geführt und gezeigt, dass der Hund gut ausgebildet war. Damit wäre es aber auch wirklich genug gewesen. Aber nein, die Mina war sich so sicher, im Jumping Dis. zu gehen, dass wir zwei beide den Lauf einfach dahinrotzten. Es flutschte einfach! Wie durch Butter glitt der kleine Körper in den Slalom, verweigerte nicht den Sacktunnel und gab mir auch noch eine Chance, die lange Gerade vorbei an dem nahen Tunnel bis zum Ziel mit gekonntem "vor" zu schaffen. Zwei fehlerfreie Läufe, zweimal zweiter Platz in jedem Einzellauf, zweiter Platz in der Gesamtwertung!

Und nun fahre ich nach Dortmund ins Finale, ob ich will oder nicht.

 

11. Internationales Sheltie-Turnier in der Schweiz vom 15. bis 17. Oktober 2010 (Nachlese)

Ein ganz besonderes Wochenende stand meiner reisenden Hundefamilie bevor. Internationales Sheltieturnier in der Schweiz, letztes Jahr in Österreich waren wir nur Zuseher, da Cola noch zu jung zum Starten war. Bereits das ganze Jahr freue ich mich schon auf dieses Zusammensein. Freitagvormittag reisten mein Mann, die drei Hunde nebst Wohnwagen und ich in die Schweiz. Unser Weg führte uns umständehalber nach Liechtenstein, wo wir auf die Schnelle noch etwas Festgeld anlegten (ich habe fünf Cent aus dem Fenster in die Grube einer Baustelle geworfen). Zwischen Bergen direkt am Rhein lag diese idyllische Agilityhalle, bestens geeignet für solche Veranstaltungen. Es war etwas kühl, die Wolken hingen knapp über uns und verdeckten die Berge. Der leuchtend grün schimmernde Rhein floss gewaltig und rauschend direkt an uns vorbei. Als ich die Türen des Autos zu den Hunden öffnete, schoss es von irgendwo her, und das gleich dreimal. Duke, Seven und Cola ließen die Ohren hängen. Oh, dachte ich, was für ein Pech, dass es ausgerechnet jetzt schießen musste. Nun, das war leider kein Pech, sondern Normalzustand an diesem Ort. Auf der anderen Seite des Rheins am Fuß der Berge standen Rebstöcke, zur Vogelvergrämung wurde diese Schussanlage installiert. Es schoss von morgens um sieben bis Sonneuntergang alle fünf bis zehn Minuten jeweils dreimal. Duke verlor bis zum Sonntagabend jede Form der Sicherheit, sobald er den Wohnwagen verlassen musste. Die Hinterbeine zitterten nur mehr vor sich hin, sobald er stehen bleiben musste. Er hatte so einen sturen Blick der Verzweiflung angenommen, gruselig. Cola hingegen war davon überzeugt, dass mit jedem Schuss ein Sheltie sein Leben ließ, sie glaubte daran, der nächste Sheltie zu sein. Seven, das Weichei, beschloss, dass es Schlimmeres für Himmelhunde gibt. Wenn also jemand auf dem Turnier war und zusah, wie zwischendurch so eine Rothaarige drei Hunde zum wilden Gebell aufgefordert hat, die drei den Weg rauf und runter geschickt hat, dann war das mein Ablenkungskommando.

Nachdem es bereits vor dem Event sehr viele Beschwerden gab wegen der Größe der Halle für so eine Veranstaltung, erwartete ich eine enge Örtlichkeit. Völlig überrascht musste ich feststellen, dass die Begebenheiten für den Parcours perfekt waren, federnder Boden und ein recht griffiger Kunstrasen. Zumindest im Vergleich zu Teppich. Eine große und helle Halle offenbarte Tartangeräte, jede Menge Tunnel, elektronische Zeit- und Fehleranzeige und alles, was das Agilityherz begehrt. Es standen einige Reihen Biertische und Bänke im ungeheizte Bereich und noch weitere Tische und Stühle im warmen Container. Über Dixitois möchte ich nicht diskutieren, wir hatten einen Wohnwagen. Entgegen der vorher publizierten Informationen durfte man sowohl zum Einmarsch als auch tagsüber die Hunde mit in die Halle nehmen. Das war ein Gewinn für die Veranstaltung. Meine Hunde hatten den Wohnwagen, dort waren sie meistens zusammen mit meinem Mann, aber ohne die Möglichkeit, das eigentliche Ereignis auch mit dem Hunde zu teilen, hätte diese Veranstaltung enorm verloren.

Mit zu dem Event brachte ich Team-T-Shirts für Marion und Sonja, Feli mit ihrer Blume musste leider verletzungsbedingt daheim bleiben. Wir sind für die beiden mitgestartet! Sowohl am Tag der Einzelstarter als auch im Team. Feli, es tut uns Leid, dass wir keinen Erfolg mit nach Hause brachten. Unsere Wenigkeit hatte in sechs Läufen fünf Dis. Aber Feli, wir haben streckenweise gezaubert, jeder für sich, jeder für uns. Wir waren super toll gekleidet, ein völlig überzeugtes und begeistertes Team und wir glänzten durch einen lauten Auftritt (alle drei Hunde haben gekläfft, Mina gejubelt) mit einer überzeugenden Teamarbeit. Jawoll. Ich glaube, uns gehörte der letzte Platz.

Ich hatte aber persönliche Erfolge, die viel mehr wiegen. Durch die Schüsse in der Umgebung war meine kleine Cola sehr verunsichert und kam gerade beim Spaziergang gar nicht mehr aus sich raus. Wie ein verfolgtes, schutzloses Geschöpf wirkte sie. Doch suchte sie Schutz bei mir. Für jeden anderen Hund vielleicht normal, doch nicht für Cola. Sie ließ sich auch durch mich ablenken von der Quelle der vermeidlichen Gefahr, für jeden anderen Hund vielleicht auch normal. Im Parcours haben einige Dinge nicht so geklappt wie immer, ich musste Cola schon sehr deutlich zeigen, was ich möchte, damit sie es umsetzte. Aber Cola hat ihren Start nie in Frage gestellt durch die Angst vor den Schüssen. Diese Erkenntnis ist für mich immens wichtig. Nicht wegen des Sports, sondern wegen dem Vertrauen. Mit Cola war ich das erste Mal auf so einem Großevent. Gerne hätte ich natürlich geglänzt durch hervorragende Leistungen, also vorzeigbare. Aber vieles ist nun mal anders als gedacht. Es ist kein Problem, unterdurchschnittlich abzuschneiden. Wir haben stattdessen Erfahrungen gesammelt, wie viele andere übrigens auch. Das enttäuscht mich nicht, hat es noch nie getan. Nur ist es schön zu wissen, dass sich daran nichts geändert hat.

Sicher, man hätte etwas durchdachter organisieren können. Starterlisten mit der tatsächlichen Reihenfolge bekam man erst kurz vor den Läufen zu sehen. Die Ergebnislisten waren ganz woanders ausgehängt, das vorbestellte Abendessen vom Samstag wurde mit der Meldung bezahlt, bei einigen Vorbestellungen wurde das aber vergessen. Diese, so wie mein Mann und ich, standen dann am Samstag vor der Essensausgabe und gingen leer aus. Das Abendprogramm mit Live-Musik und Zauberer schien kaum jemanden zu interessieren, anfangs waren die Sportler kurzfristig laut und fidel, nach kurzer Zeit blieben nur mehr die Süddeutschen unter dem wärmenden Gaspilz übrig. Die Rainbow Jumpers aus Baden Württemberg sowie mein Mann und ich hatten den später antretenden Zauberer für uns. Allerdings war das ein Betrüger, seine Versprechen für den nächsten Sporttag hat er nicht eingehalten.

Insgesamt war für uns dieses Wochenende ein sehr großer Erfolg, Wir haben mit Gleichgesinnten einige sehr schöne Tage erlebt und vieles gelernt im Umgang mit uns und den Hunden.

Vielen Dank an die Ausrichter!

 

10. Oktober 2010

Wenn Tierschützer sich überschätzen und ein Traum zum Alptraum wird

Der reine, schützende Gedanken treibt einen Menschen dazu, sein eigenes Leben hinten an zu stellen und Hunden das Leben zu retten. Border Colllies, Doggen, Dackel, überall wollen Leben gerettet werden. Eine attraktive Homepage spiegelt ein spielerisches Paradies für Hunde wider, für die ein neues Heim gesucht wird. Bewegende Worte machen den Eindruck, dass sehr viel Liebe hinter den Gesuchen steckt. Dann kommt das Fernsehen dazu, Silberfüchse werden aufgezogen. Prominente unterstützen die Arbeit einer einzelnen, die so selbstlos handelt.

So selbstlos, dass sie den Überblick verliert. Sonja Zietlow erfüllt der "Dame mit dem großen Hundeherz" den großen Traum eines fast eigenen Anwesens. Hunde und angebliche Tierschützerin ziehen in den neu ernannten Zarenhof. Damals dachte ich mir, dass manchmal auch die richtigen, wichtigen Menschen Glück verdienen, wenn das ganz viel Liebe und Zuwendung für heimatlose Wesen bedeutet.

Alles Lug und Trug. Alle wurden belogen, beschissen, viele haben zugesehen, wie die Hunde im Zarenhof dahinvegetierten. Angeblich wurden Hunde irgendwo hin weggesperrt und vergessen. Andere Hunde haben sich angeblich angefallen und starben auf diesem Weg. Krankheiten blieben angeblich unbehandelt, die Hunde deckten sich angeblich untereinander und vermehrten das Elend noch. Alle Räumlichkeiten waren vollgeschissen, die Möbel ruiniert. Fenster und Mauerwerk wurden angenagt, überall waren Kratzspuren an Ausgängen zu sehen, verzweifelte Mahnmale von Tieren, die eingesperrt wurden und der Hölle entkommen wollten. Raus aus dem eigenen Dreck. Ein verrostete Ofen deutete von der Verzweiflung der Tiere, jeder hinterließ hier seine Marke, es war eng.

Schlimm genug, dass Tiere in solchem Umfeld vegetieren mussten, gutgläubige Menschen das auch noch finanzierten, aber dass Freunde der Tierfeindin auch noch zugesehen haben und halfen, die Hunde wegzuschaffen, sodass ein träger Amtsschimmel keine tierschutzrelevanten Vergehen feststellen konnte, das ist grauenhaft! Noch immer gibt es Menschen, die vor lauter Hoffnung und Glaube an einen Menschen vergessen, dass dadurch das Leid der Tiere weiter genährt wird. Gesa wird es wieder tun und Hunde anhäufen, bis das Elend einen neuen Anfang findet.

Näheres auf der Homepage von Sonja Zietlow

Wenn Prominenz dazu führt, dass zumindest diese Person kein Leid mehr unter den Hunden verbreiten kann, dann schätze ich diesen Einsatz. Auch wenn einige gerne von Werbung sprechen, bin ich froh, dass Sonja sich über solche Gedanken hinwegsetzt und ihr eigenes, wichtiges Ziel verfolgt. Tierschutz.

1. bis 3. Oktober 2010

WM Agility in Rieden/Kreuth

Nachdem Slowenien leider als ausrichtendes Land der WM 2010 kurzfristig absagte, ist Deutschland eingesprungen. Noch während der WM 2009 organisierten Christa Bremer und Sina Just die Bereitstellung der Ostbayernhalle in Rieden/Kreuth. Als dann Meldebeginn für Karten, Wohnwagenstellplatz und Helfer war, brach der extreme nationale Gedanke in mir aus und ich stellte mich sofort für mein Land als Helfer zur Verfügung. Jawoll! Es dauerte nicht lange und Christa Bremer schrieb mich an, fragte nach, ob ich mir vorstellen könnte, mit einem mir zugewiesenen Helferteam die Parcours eines Richters zu begleiten. Ich gebe zu, es klang wie ein Spaziergang und der noch immer brennende nationale Gedanke ließ mich zusagen. Jawoll! Je näher die WM rückte, desto mehr Gedanken machte ich mir über meinen Job. Noch dazu wurde das andere Team von Tom Ebeling geleitet, der mir auf Turnieren steckte, dass er sich schon eine starke und reaktionsfreudige Mannschaft zusammengesucht hatte, um den organisatorisch anspruchsvollen Job bestmöglich erfüllen zu können. Jawoll!! Juhu!! Von Christa erhielt ich ungefähre Angaben von den Aufgaben, die mein Team eigenverantwortlich erfüllen musste. Klar, Parcourshelfer, Aufbau, Handzeit, Einweiser, Richtertisch. Geht doch. Ach so, Chipleser gehört auch noch dazu, nicht inbegriffen ist die digitale Zeitmessung, Computerauswertung, Sprecher uffz. Christa übermittelte mir dann noch meine lustigen Helfer. Fast alles Leistungsrichter, die ich schon lange Jahre als Richter kannte, mehr aber nicht. Otto Frühwirt aus Österreich, Gerhard Frank, Lena Blaschke, Tatjana Heck. Inge Kurz sitzt in der Agility Kommission, das Küken Lisa Mouwen, deren Papa eine bekannt Größe in unserem Sport ist. Besondere Freude bereitete mir, dass Alex Beitl in meinem Team vorgesehen war. Alex, der Felsen im Agility, auf den man sich immer verlassen kann. Ruhig, doch klar in seinem Taten und Anweisungen. Steffi Röcker, jung, dynamisch, seit kurzem Leistungsrichter, besonderes Merkmal, durchdachte Parcours, die nicht einfach sind. Steffi kenne ich auch nur als sehr sympathisch. Klaus Grauhering als erfahrener Helfer in allen Positionen sollte für mich da sein, Klaus nannte mich schon seit einiger Zeit nur mehr "Boss". Noch ein Klaus gesellte sich zu uns, Klaus Grohmann, der seit Jahren mit seinem Sheltie Monty erfolgreich ist. Ich muss dazu sagen, dass unser Sohn Monty heißt. Und das auch nur, weil ich bis zu seiner Namensgebung noch keinen Hund kannte, der so heißt. Dann durften noch Kirsten Prischmann, Stephan Schegal, Gaby Dominik, Ernst Geppe-Rösner und Michaela Budde mit mir das Zepter teilen. Jungs und Mädels, ich hatte keine Ahnung, wer ihr seid.

Kurz vor der WM nahm ich Kontakt mit Sabine MacNelly auf, da bin ich noch davon ausgegangen, dass Sabine ihre Parcours selber aufstellen würde. Weit gefehlt, dies wurde zu meiner Aufgabe. Cool, wer hat mich schon mal beim Aufbau gesehen? Der Begriff Wanderhürde bekommt hierbei eine ganz spezielle Bedeutung. Wer kommt nur auf die Idee, ausgerechnet mich Künstler zum Aufbau einzustellen? Geschwindigkeit ist nicht gerade meine Stärke! Ich musste also meine Taktik beim Aufbau überdenken und wählte ein theoretisches Vorgehen, dass sich in der Praxis während der WM bewähren musste. Mir blieb nämlich keine Zeit mehr.

Ich machte also das, was ich immer mache, wenn mich die Unwissenheit überfällt. Eine Excell-Tabelle wurde entworfen. Namen, Telefonnummern, Mail-Anschrifte, Jobs, Helferzuweisungen. Meine Teammitglieder wurde angeschrieben und gefragt, welche Aufgabe sie gerne übernehmen würden. Wohlweislich dachte ich noch an Springer und so kam es, dass ich am Donnerstagmorgen mit einem fertigen Plan anreiste, alle Helfer in meinem Handy als Favorit angelegt waren und ich so ausgestattet ins Geschehen geworfen wurde. Zuerst war natürlich mein Helferausweis nicht zu finden. Ich nutzte die Wartezeit mit Fragen. Wer ist für was zuständig, an wen muss ich mich bei welchen Detailfragen wenden. Ja, schwierig. So viel konnte ich feststellen. Bald bekam ich mit, dass einige Helfer ihren Ausweis mit dem Parkschein für Wohnwagen und Auto erhalten haben. Was denn bitte für einen Parkschein? Ach den, den man vom Parkeinweiser überreicht bekommen hat. Was denn für ein Parkeinweiser? Auf dem Helferparkplatz hat niemand eingewiesen. Bei Parkeinweiser fiel mir aber gleich der Klaus ein. Tatsächlich, Klaus wies Wohnwägen ein und hatte auch meinen Ausweis nebst allen anderen Papieren dabei. Weiter ging es für mich mit einer handschriftlichen Liste. Auf der Fahrt sind mir ganz viele Fragen eingefallen, die zu beantworten sind. Müssen die Hunde angeleint rein und raus aus dem Parcours, wie viele Coaches dürfen das Team zum Start begleiten, ab welchen Punkt dürfen keine Spielzeuge und Futter mitgenommen werden, welche Hunde müssen wo nach Chip geprüft werden, von wem bekommen wir Aufbauplan, Chiplisten, Starterlisten, Schreiberlisten. Woher die Chiplesegeräte, Stoppuhren, Klemmbretter, Messrad, Meterstab. Wer kümmert sich um die Einteilung der Parcoursbegehung. Oh jeh, ich hatte den ganzen Nachmittag zu tun, um die richtigen Personen zu finden für meine Fragen.

Am späten Nachmittag trommelte ich mein Team zusammen, versuchte mir Gesichter zu merken, überlegte genau, ob jeder in seiner Rolle passend untergebracht ist. Die bisher gesammelten Informationen teilte ich mit allen, auch mit Angelika, in Vertretung für Tom vom anderen Team. Je mehr ich redete, desto mehr reifte die Gewissheit, dass dieser zusammengewürfelte Haufen in den nächsten Tagen anspruchsvolle Leistungen zu erbringen hatte. Würden wir das hinbekommen? Jawoll!

Der Spaß beginnt

Der Morgen brach an, wir waren alle anwesend. Durch einen sehr glücklichen Zufall gesellten sich zu unserem Team noch zwei freiwillige Helfer. Gundula und Olli waren einfach da, zeigten Bereitschaft und wurden zwangseingenommen. Anfangs dachte ich noch, dass diese Bereicherung etwas mehr Gemütlichkeit ins Team bringen würde. Am Ende wusste ich, dass die beiden Gold für uns alle waren. Nach dem Parcoursaufbau entstand eine dumme Pause. Begehung, nun, wer denn jetzt? Keine Ahnung, Steffi lief ins Büro und kam mit einer Liste zurück. Einteilung der 28 Teams in drei Gruppen, Alex und andere wussten, dass acht Minuten Begehung ist. So wurde es gemacht. Am Richtertisch stand ein einsamer Computer, den niemand bedienen wollte. Oh, sagten die zuständigen Schweizer für die Anzeigetafeln, das ist die Aufgabe des Teams. Wir hatten nur eine viertel Stunde bis zum ersten Start, Ernst war als Springer eingeteilt, durfte den Computer bedienen und übernahm das auch für die restlichen Tage. Mit einer sensationellen Ruhe hat er zusammen mit dem Schweizer die Höhen und Tiefen eines ständig abstürzenden binären Systems überstanden, Ernst, du warst an dieser Stelle und auch sonst eine große Stütze. Nachdem die 28 Teams alle ihre Begehung hatten, standen noch drei restliche Teams vor dem Parcours und fragten nach der Begehung. Oh, da hatte uns jemand eine falsche Einteilung gegeben, in large waren es 31 Teams. Also noch eine kleine, unangenehm faire Begehung für einige Starter. Macht nix, wir sind auch nur Menschen. Auch sonst zeigten wir einen guten Schuss Menschlichkeit, Sabine Zepf lief mit ihrem Sheltie als weißer Hund in medium. Das tolle Tier ist ungebremst in den Slalom geschossen, obwohl das Schild hierfür noch im Eingang stand. Gut, dass es nur ein weißer Hund war. Entschuldigung Sabine. Bei der Dichte an Leistungsrichtern in meinem Team kann das schon mal vorkommen. Unglaubliches wird wahr bei so einer WM.

Das Küken Lisa hat uns anderen alten Tanten und Onkels gezeigt, was Dynamik und Jugend ist. Während der gesamten Zeit hat sich Lisa freiwillig für den Sacktunnel als Helfer einteilen lassen. Sogar der Franzose, der an einer engen Schlüsselstelle versehentlich den Sacktunnel nahm, bekam eilends beim zweiten Eintritt in den Sacktunnel diesen frisch hergerichtet präsentiert. Trotz der Kürze der Zeit. Klaus Grohmann rettete eine Stange aus dem Slalom, kurz bevor der Hund diese Stelle im Wedelschritt erreichte. Frank suchte sich während ruhiger Zeiten einen Job oder unterstützte die Teammitglieder. Er war einfach da. Klaus Grauhering wies Land für Land in den Vorring ein, schäkerte ein wenig, fachsimpelte und verwandelte für jeden den Empfang in der Arena als freundliches Ereignis. Gaby und Tatjana hatten den Richtertisch ganz souverän unter Kontrolle. Keine Nachfragen, keine Unsicherheiten, die beiden überblickten alles. Stephan und Inge traf es mächtig. Es gab leider keine Chipleselisten nach Startnummern sortiert. Uns standen nur Starterlisten und Länderlisten zur Verfügung. Also musste nach der Reihenfolge der Starterliste auf der Länderliste der Teilnehmer gefunden werden. Cool, etwa 10 Prozent der Starter standen aber nicht auf der Länderliste und mussten nachgetragen werden. Diese Prüfung erfolgte dann noch nachträglich. Inge nahm Stift und Brille zur Hand und managte die Angelegenheit Starter für Starter. Nur bei den Columbianern wurde es meist etwas eng, denn der Chip war nur schwer zu lesen. Doch Stephan fand einen geheimen Weg, bei jedem Hund den Chip zu finden. Stephan war bestimmt mal im früheren Leben Chiplesegerät ... oder so. Jeder in meinem Team hat sich an diesem Wochenende mit über 100% eingebracht. Alex übernahm immer das Stoppen der acht Minuten Begehung. Total verlässig, immer wenn meine Augen beim Einflug der Mengen zu Alex blickten, war die Stoppuhr bereits in der Hand. Kirsten begann bereits beim Aufbau, die Helfer einzuteilen. Nachdem der Parcours stand, konnte gleich die Einzelheiten mit Sabine besprochen werden. Lena schrieb Starter für Starter die Handzeit auf, fand aber dazwischen immer Zeit für nette Worte und anerkennende Gesten zu den Läufen. Oli und Michaela standen immer im Parcours, Gundula fand sich entweder beim Chiplesen als Ergänzung oder im Parcours wieder. Besondere Dynamik im Team kam immer auf, wenn die Begehung zu Ende ging und wir als menschliche Reihe die Läufer vom Platz zogen. Steffi nahm immer die Position ein, die noch eine helfende Hand benötigte. Das ganze Team arbeitete buchstäglich Hand in Hand, tauchte jemand mit Fragen auf, die gerade gar nicht in meinen Zeitplan passte, fand sich sofort jemand, der sich der Fragen und der Person annahm.

Am Ende der Veranstaltung kam dann das große Ereignis auf uns zu, Indivudual large A-Lauf, die Entscheidung für den Weltmeister dieser großen Disziplin. Lisa Frick mit Hoss, die Titelverteidigerin aus dem Vorjahr, war im Jumping auf Platz 1 und sollte nun als letzte Starterin um den erneuten WM-Titel laufen. Der Parcours stand, die Begehungen waren vorbei, alle Helfer waren im Einsatz. Ausgestattet mit Besen, Rechen und Hammer standen meine Helfer rund um den Parcours und warteten auf ihren Einsatz. Während und nach jedem Lauf rannten meine Teammitglieder auf den Platz und ebneten die Spuren des letzten Läufers. Kaum dass der Hund angeleint war, schwupps, war der Platz schon wieder hergestellt. Wie die Ameisen wuselten alle auf dem Gelände rum und waren schon wieder verschwunden, sobald der nächste Hund am Start stand. Genial ist untertrieben. Als Lisa Frick und Hoss den Platz betraten, war es totenstill. Kein Handy klingelte, kein Wort war zu hören. Lisa lief und gewann ...

Und auch ich habe gewonnen. Freunde!

Vielen Dank an alle meine neuen Freunde. Wir haben uns ergänzt und Sabine unterstützt. Sabine, ich fand deine Parcours einer WM gerecht, anspruchsvoll und nichts wurde geschenkt. So soll es sein. Auch an dich ein dickes Dankeschön für deine Arbeit, die wir unterstützen durften.

Bedauerlich, dass trotzdem so vieles nicht funktionierte auf dieser WM. Allen voran die Anzeigetafel. Während der Siegerehrung fand ich schade, dass vorab so viel Wert auf die Anwesenheit der Helfer gelegt wurde, damit man sie präsentieren kann und auch diese ihren Applaus bekommen. Verdient haben sie es. Wir warteten lange, damit wir nicht in Vergessenheit gerieten, sollten wir vor der Siegerehrung einmarschieren. Leider wurden wir dann irgendwann zwischendurch eingeschoben. Das war schade ... auch die Worte übers Mikro über die lästigen Helfer fand ich bedauerlich.

23. Juli 2010

Münchens längste Massendusche ist beendet
oder
Yes, we can - yes, we made it

Firmenlauf, fünf Kolleginnen und ich marschierten gestern zusammen mit etwa 33.000 anderen ins Olympiastadion, um gemeinschaftlich 6,5 km auf 44 Höhenmeter aufwärts und 29 Höhenmeter abwärts zu joggen. Es mag lächerlich erscheinen, doch für mich persönlich eine wirklich große Herausforderung. Trotz der Hitze bin ich in den letzten Wochen kontinuierlich mit den Hunden durch den Wald gelaufen, um mein Durchhaltevermögen zu erweitern und den inneren Schweinehund zum Schweigen zu bringen. 35 Grad und der nächtliche Wald ... wir waren ein eingespieltes Team.

 Bestens vorbereitet und völlig überzeugt zu versagen, fand ich mich mit meine Kollegen im Stadion ein. Zuvor bestanden wir die erste Hürde mit Bravour, die Fahrt vom Odeonsplatz zum Olympiastadion mit der U-Bahn, der fahrenden Sardinenbüchse. Im Stadion bot uns eine befreundete Firma Unterschlupf in deren Pavillon, gemeinschaftlich bereiteten wir uns vor und fanden in eine ausgelassene Stimmung. Kurz vor dem Startschuss hüpften wir in die für uns vorgesehen Startposition der Freizeitläufer, die die Strecke in unter 50 Minuten schaffen wollten. Vor uns der gesamte Pulk, der schneller sein wollte, hinter uns die langsameren Läufer und Walker. So zumindest der Plan.

Um halb acht fiel der Startschuss und die rasenden Durchstarter passierten das Starttor. Applaus und laute Zustimmung begleiteten die ersten Starter, wir in unserer Position konnten das Spektakel nur auf der Leinwand beobachten. Den Start konnten wir nicht mal sehen. Dehnen, strecken, warm machen ... die Zeit verging, wir standen noch immer dort, wo wir waren. Eine Kamera zeigte die Läufer kurz vor dem Start. Cool, eine große Gruppe Walker passierte diese Linie, noch weit vor uns. Was machen die da? Nach etwa zwanzig Minuten liefen die ersten Durchgeknallten, äh Durchstarter im Stadion ein und wurden tosend begrüßt. Wir standen noch immer an selber Stelle. Es war dann schon fünf nach acht, als wir endlich den Startbogen sahen und unsere Laufschuhe in Bewegung bringen konnten.

Natürlich musste es just in dem Moment anfangen zu tröpfeln. Jetzt ging es aber erst richtig los. Von hinten strömten rasende Jogger durch die Massen und machten sich brutal unter Einsatz der Ellenbogen Platz. Einige Male wurde ich einfach weggeschnitten, ich kam mir vor wie ein gut sortierter Europäer auf italienischen Straßen. Die ersten beiden Kilometer kam ich einfach nicht vorwärts, weil ich wegen dem Gedränge versuchte, dem Strom zu entfliehen. Bis zu dieser großen Menschentraube, die sich vor uns bildete. Stau! Es war eng und unangenehm zwischen den vielen schwitzenden Körper, die nach vorne drängten. Ich hielt mich ganz links und konnte bald erkennen, woher der Stau rührte. Da war ein Brücke, vielleicht zwei, drei Meter breit, über die 33.000 Jogger hinweg mussten. Die Brücke war beidseitig mit Gittern abgesichert, sodass niemand abstürzen konnte. Langsam kam ich durch die Menschenmengen der Brücke immer näher, als ich eigentlich bereits vor dem Brückenfuß stehen sollte, fand ich das blöde Gitter vor meiner Nase. Die Absperrung der Brücke endete nicht am Brückenanfang, sondern bestand noch ein gutes Stück den Weg entlang weiter. Da ich weit links war auf der Wiese, war ich abgeschnitten vom Weg. Von hinten wurde gedrängelt, vorne kam ich nicht weiter, nach rechts ging es auch nicht, da dort alle standen und drängelten. Es blieb nur der Weg über die Absperrung. Mein nächtlicher Klettereinsatz blieb ohne gesundheitliche Folgen.

Langsam passierten wir nun die Walker, die langsam nach hinten fielen. Unglaublich, wie schwer es in dem Pulk fällt, ohne Blessuren an den Stöckerlgehern vorbei zu kommen. Manche davon liefen in der Gruppe, es wurde wieder eng. Warum die Walker nicht ganz am Schluss starteten, wie vorgesehen, ist mir ein völliges Rätsel. Auf etwa halber Strecke fing dann das Gewitter an, Sturm, Donner und Blitz, Regen, Abkühlung. Es krachte, der Boden bebte, begleitet von Blitzen. Wasser im Gesicht, Shirt, Hose, Schuhe, alles triefend nass. Kopfhörer, Handyhülle, total durchtränkt. Hoffentlich hält das Handy durch. Sturm, zwei Sonnenschirme purzeln über meinen Weg, die Absperrung fängt sich im Wind und kippt in die Menschenmasse. Wasser und Wind im Gesicht, die Augen schmerzen, weiterlaufen.

Ein Teil der Strecke führt durch Münchens Straßen, es haben sich tiefe Pfützen gebildet, denen man nicht ausweichen kann in den Menschenmengen. Egal, es ist eh schon alles nass. Ich laufe einfach weiter! Zwischendurch sehe ich immer wieder Läufer, die ihre Wegstrecke abkürzen. Welchen Sinn macht das denn? Sich selber beschummeln? Irgendwann führt der Weg, der unendlich lang erscheint, wieder an den Parkhäusern vorbei rund um das Stadion, von dort ist schon laute Partystimmung zu hören. Draußen ist es bereits dunkel, als wir nach links abbogen und einen Durchgang zum Stadion passieren. Am Ende des Tunnels strömt das Licht auf uns zu, bunte Gestalten lachten und musizierten, der Rasen und die Laufbahn im Stadion werden deutlich. Laut und ausgelassen wird jeder ins Stadion laufende Teilnehmer begrüßt, bei mir reicht es noch für einen Endspurt durchs Ziel.

Die Menschenmassen rechts und links vom letzten Wegstück verliehen die berühmten Flügel und locken durch das große Zieltor. Ich habe es geschafft und bin durchs Ziel gekommen, trotz der Wartezeit im Stau vor der Brücke in etwa 47 Minuten. Das Wasser läuft in Strömen an mir ab, jedes Wort kann nur mit einem Blubbern gesprochen werden, doch mein Freudengeschrei auf dem Rasen mitten in der Arena müssen sein. Nach einigen ruhigen Runden im Stadion bekommen wir eine Medaille umgehängt und treten den langen Stufenweg noch oben an, um zum Pavillon zu gelangen. Spinn ich, die Stufen enden nie und werden immer beschwerlicher! Meine Sportlichkeit findet hier fast ein jähes Ende. Die After-Run-Party fand eng gedrängt, verdammt glücklich, mit Leberkässemmel und Bier statt. Hauptsache trocken, denn inzwischen wurde es kalt in den nassen Klamotten. Geschafft!

Für diese Kleinigkeit der logistischen Katastrophe haben wir pro Person etwa 45 € bezahlt. Dämliche Streckenführung, sinnlose Startstaffelung, Wasser vom Himmel als Zwischendurchversorgung, das haben wir dafür erhalten. Ach ja, die Medaille hätte ich fast vergessen. Dazu gabs im Stadion noch Erdinger Alkoholfrei und Rivella, natürlich auch Wasser von den Stadtwerken. Gefehlt haben Salben gegen die Prellungen und Sauerstoffversorgung an den Stausituationen, die selber konstruiert wurden.