11. Januar 2013
Jede Reise hat ein Ende
Es ist noch nicht so lange
her, dass ich über Duke geschrieben habe. Den alten Herrn, der mein Herz
so sehr betören kann. Tattrig ist er geworden, vergesslich und manchmal
hilflos. Ich wollte das alles nicht sehen, wollte, dass er für immer jung
bleibt.
Doch wir sind nicht im Land
der Wünsche.
Duke erlitt vom Mittwoch auf
Donnerstag in der Nacht ein Vestibularsyndrom. Eine Störung im Innenohr
verursacht Koordinationsprobleme. Mein gelockter Begleiter drehte sich nur
mehr im Kreis, hatte Probleme mit dem Stehen, sabbere seit dem Nachmittag
vor sich hin. Vier Tage durchhalten, so lautete die Devise. Nach vier
Tagen ist der Spuk fast vorbei. Nur vier Tage. Mehr nicht.
Ich habe meinen treuen Freund
begleitet, getragen, Windeln angelegt, wie schon seit Wochen. Ich wollte
nicht sehen, dass sein Zustand immer schlimmer wurde. Heute morgen konnte
er nicht mal mehr in den Garten zum Pieseln. Ich musste ihn tragen, keine
Stütze hat mehr geholfen. Während er pieselte, musste ich Duke halten,
sonst hätte er sich wie eine Schraube um sich selber gedreht. Nur vier
Tage durchhalten, ein Tag, eine Nacht waren bereits vorbei.
Ich trug meinen Duke die
Stufen zum Tierarzt nach oben, damit er seine Spritzen erhalten sollte.
Nicht zu übersehen war, dass sich sein Zustand binnen eines Tages
drastisch verschlechtert hatte. Nur vier Tage, ein Tag und eine Nacht
waren bereits vergangen. Duke lag auf dem Tisch, die Beine gespreizt,
damit er nicht rotierte. Seine Augen flackerten, bewegten sich wie
irrsinnig, er speichelte wieder stark. Ich sprach ihn an, er krampfte,
sabberte. Die Tierärztin kam, sie wurde von einem kranken Kaninchen aus
der Nachbarschaft aufgehalten.
Nur vier Tage, wir hatten doch
schon einen Tag und eine Nacht überstanden.
Es ist besser so, sagte die
Tierärztin. Nur vier Tage, ein Viertel war doch schon vorbei. Er soll
nicht leiden, hörte ich mich sagen. Warum konnte er nicht vier Tage
warten?
Es ging sehr schnell, mein
Duke, mein Traum von einem Border Collie hat nicht mehr viel mitbekommen.
Es war vorbei, als der Krampf sich zu drehen aufhörte. Wie eine Feder lag
er auf meinem Arm, als ich den toten Duke in mein Auto trug. Diesen Gang
wollte ich mir nicht abnehmen lassen. Wenn er schon gehen musste, dann in
meinem Arm bis zum Schluss.
Am Nachmittag habe ich mit
Monty, unserem Sohn, ein Loch unter einer Tanne gegraben. Schön ruhig
sollte der Ort sein, an dem er uns für immer begleiten sollte. Einen guten
Blick auf die Terrasse, das Haus und die Agility-Geräte musste mein alter
Duke haben. Es hat lange gedauert, bis das Loch tief genug war, Monty und
ich haben jede einzelne Schaufel für unseren treuen Begleiter nach
oben befördert. Mit Herbstblättern und Winterblumen wurde Duke begraben,
sein Halsband, das Claude für ihn im Münchenstile genäht hat, begleitet
ihn genau wie seine Decke und ein Quietschespielzeug. Dieses Geräusch hat
Duke immer wieder die Jugend zurückgeholt. Alle waren dabei, als wir ihn
zu Grabe trugen. Harald, Sina, Monty und ich, Seven, Cola und Loca nahmen
Abschied, jeder auf seine Weise.
Nur vier Tage!
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